Bei Menschen, die die Belagerung von Sarajevo erlebten, wecken die Bilder aus der Ukraine schlimme Erinnerungen. Auch sie lebten lange in Ungewissheit und Angst.
Die Container boten den Menschen Schutz vor Heckenschützen, Sarajevo 1993 Foto: Yorck Maecke/GAFF/laifErich Rathfelder 5.4.2022, 15:38 Uhr
Milorad Dodik, der „starke Mann“ der bosnischen Serben, hat sich kürzlich damit gebrüstet, dass er in den vergangenen Jahren Wladimir Putin mehr als 20 Mal getroffen hat. Dodik macht keinen Hehl aus seiner Sympathie für den russischen Diktator. Die Russen haben schon 2017 Militärs und Geheimdienstleute nach Banja Luka geschickt und sind dabei, serbische Männer als „Sonderpolizisten“ auszubilden.
Für Meho Alićehajić, der als Kind den Zweiten Weltkrieg erlebte und den gesamten letzten Krieg in Sarajevo mit seiner Frau ausharrte, taucht mit dem Ukrainekrieg das Trauma von damals wieder auf, „dieses Leben unter der ständigen Gefahr, ohne Wasser und Heizung, ohne Strom, kaum Essen, nur ein bisschen humanitäre Hilfe“. Der jetzt 89-Jährige wurde damals beim Wasserholen bei dem Brunnen der Brauerei von Granatsplittern getroffen.
Meho Alićehajić und weitere Nachbarn meldeten sich dann freiwillig bei den Verteidigungskräften aus Polizei und Reservisten, die sich nach und nach zur Bosnischen Armee formierten. Die gesamte Bevölkerung war mobilisiert; „No pasarán“, dieser Schlachtruf aus dem Spanischen Bürgerkrieg, war in aller Munde. Der Widerstandsgeist war erweckt. Genau wie jetzt in der Ukraine.
Karadžić sollte von serbischer Seite diese Strategie umsetzen und hatte mit Ratko Mladić einen Oberkommandierenden, der als „Schlächter des Balkans“ in die Geschichte einging. Die in sich verwobene multinationale Gesellschaft sollte auseinandergerissen werden. Jovan Divjak war bosnischer Serbe und entschied sich, seine Stadt zu verteidigen. Er wurde als Vizekommandeur der bosnischen Armee zum Hassobjekt der serbischen Extremisten um Radovan Karadžić und Ratko Mladić. Divjak verkörperte in seiner Person die bürgerliche und multiethnische Identität Sarajevos. Divjak sah im Nationalismus eine primitive und zerstörerische Denkform, die letztendlich in den Faschismus führe.
Die serbischen Truppen besetzten im Herbst 1992 über 66 Prozent des Territoriums von Bosnien und Herzegowina. Zehntausende Menschen verloren dabei ihr Leben. 2 von 4,5 Millionen Einwohnern flohen in die noch von der bosnischen Armee gehaltenen Gebiete oder ins Ausland. Allein Deutschland hat damals mehr als 300.000 Menschen aufgenommen.
Die Bilder aus Mariupol wecken für Leute, die diese Hölle überlebt haben, Erinnerungen, an den Hunger, den Durst. Indem die kroatisch-bosnische Armee HVO die Zufahrtswege nach Zentralbosnien abriegelte, waren zwei Millionen Menschen fast ein Jahr lang von der Außenwelt abgeschnitten. Die gering bemessene humanitäre Hilfe durch die UN erreichte zwar die Städte Zenica und Tuzla, doch sie konnte nur an Kinder und Alte verteilt werden.
Jeder Krieg geht einmal zu Ende. Der Weg dahin aber war in Bosnien sehr schmerzlich. Die Vereinten Nationen haben in Bosnien versagt. In Sarajevo zählten UN-Truppen lediglich die Granateinschläge. Ihr Mandat verbot es ihnen sogar, bei schreienden Kriegsverbrechen einzugreifen. Dass die UN-Truppen im Juli 1995 nicht in der Lage waren, die als „sicheren Hafen“ deklarierte von Serben belagerte Enklave Srebrenica zu schützen, gehört zu den dunkelsten Kapiteln der UN-Geschichte.
Die Grenzen zwischen der serbischen Teilrepublik, der sogenannten „Republika Srpska“, und der „Föderation Bosnien und Herzegowina“ wurden in Dayton festgelegt. Beide Seiten kontrollieren seither rund 49 Prozent der Fläche des Landes, 2 Prozent macht die Sonderzone Brčko aus. Und die serbische Teilrepublik kann in allen Belangen der Politik die Geschicke des Landes mitbestimmen.
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