Die Mieten müssten künftig notgedrungen wohl mit der Inflationsrate steigen – mit dieser Aussage trat Vonovia-Chef Rolf Buch eine Welle der Empörung los. Warum tat er das? Er liefert nicht einmal gute Argumente.
Der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins Reiner Wild wittert sogar einen Rechtsbruch mit Ankündigung: »Regelungen wie die Mietpreisbremse und die Kappungsgrenze setzen in den weitaus meisten Mietverhältnissen die rechtlichen Rahmenbedingungen. Mieterhöhungen im Gleichschritt mit der Inflationsrate sind darin nicht vorgesehen«, erklärt der Mieterschützer.
Abseits solcher Erwägungen von Fairness und Glaubwürdigkeit gibt es aber auch kaum betriebswirtschaftliche Argumente dafür, dass die Inflation den Preisdruck auf die Mieten verstärkt. So spielt in bestehenden Wohngebäuden der Kapitaldienst für die Kosten in der Regel eine viel größere Rolle als der Anstieg von Kosten für Instandhaltung und Modernisierung.
Die Kosten für Modernisierung sind eher als durchlaufender Posten zu betrachten, weil sie weitestgehend auf die Miete umgelegt werden können. Auch die Ausgaben für Verwaltung fallen im Verhältnis zum Gesamtumsatz eher gering aus.für Handwerker und höhere Preise für Material niederschlagen. Im Falle von Vonovia betrugen sie 2021 laut Bilanz knapp 666 Millionen Euro – knapp 30 Prozent des Gesamtumsatzes vor Steuern und Abschreibungen.
Wenn Buch die Inflation als Rechtfertigung für Mieterhöhungen heranziehe, verkehre er damit eher Ursache und Wirkung, resümiert Reiner Braun, Geschäftsführer des Immobilien-Beratungsinstituts Empirica. Gleichwohl habe dieWirkung – zum Beispiel durch Erhöhung der Mieten oder wenn die Gewerkschaften zum Ausgleich höhere Löhne durchsetzten.
Was also steckt wirklich hinter der Ankündigung Buchs? Auch in dieser Frage sind sich Mieterschützer Wild und Immobilienökonom Braun weitgehend einig: Sie diene eher dazu, die Anleger des börsennotierten Vonovia-Konzerns zu beruhigen.