Jedi-Ritter, Sith-Lords und »Macht«-Brimborium spielen mal keine Rolle: Die Serie »Andor« würdigt die Marginalisierten des großen Sternenkriegs. Eine lohnenswerte, aber auch riskante Revolution im »Star Wars«-Kosmos.
in den Siebzigerjahren erdachten Stoff schamlos ausbeutet und aus dem epischen Kino heraus in immer kleinere Streaming-Fragmente zersplittert.
Vielleicht ist es da ganz passend, dass man auch beim Start der neuen Serie »Andor« an diesem Mittwoch etwas Geduld braucht. Wer nur die erste von zunächst drei verfügbaren Episoden schaut, wird vermutlich nicht sehr überwältigt sein. Erst mit Folge zwei und drei verdichten sich die mit vielen Dialogszenen zunächst etwas ungelenk aneinandergeschraubten Handlungsbalken der ersten halben Stunde zu einem schlüssigen und letztlich soliden Plot-Gebäude.
Ein etwas gewagtes Konstrukt, zumal in Zeiten schwindender Aufmerksamkeit beim inflationär mit Inhalten bombardierten Streaming-Publikum. Doch Showrunner Tony Gilroy pochte früh darauf, dass seine Serie, für die er das Worldbuilding übernahm und zahlreiche Drehbücher schrieb, vieles anders machen wollte als gewohnt.
Szenen, die in den schmutzigen Metallverarbeitungsanlagen oder in den Arbeitervierteln von Ferrix spielen, und Rückblicke in die durch industriellen Raubbau zerstörte Natur Kenaris suggerieren das Bild eines rücksichtslos unterjochenden Kolonial-Imperiums, das nicht nur Kontinente unterwirft, ausbeutet und deren Bewohner versklavt, sondern ganze Planeten.
Die Naturvolk-Anmutung von Andors Sippe auf Kenari wie auch die Urwaldlandschaft des Planeten stellt visuelle Verbindungen zur Eroberung Südamerikas durch Spanien und Portugal her, die Kleidung der Indigenen scheint aber auch in ehemalige südasiatische Kolonien zu deuten.