Sechs Monate war der Oberthaler Matthias Maurer im All. Jetzt hat er gemeinsam mit SZ-Redakteurin Sarah Konrad ein Buch über die Reise geschrieben. Es handelt von völliger Erschöpfung und totaler Euphorie, Ehrgeiz und Enttäuschung, großen Visionen und kleinen Widrigkeiten – und von Teamgeist, der durch den Ukraine-Krieg auf die Probe gestellt wird.
Warum tut man sich so was an? Bei minus neun Grad zitternd und schlaflos in der schwedischen Novembernacht, wo der harsche Wind über einen vereisten See in den provisorischen Unterstand aus gesammeltem Holz fegt – die Crew schon jetzt ohne Energie, unterkühlt und unterzuckert und eine weitere eisige Nacht vor Augen. Alles ist klamm und feucht, es ist „kaum auszuhalten“.
Matthias Maurers Lieblingsplatz in der ISS ist die Cupola, die Aussichts-Kuppel mit ihren sieben Fenstern. Fast jede freie Minute verbringt er hier und fotografiert ausgiebig, während die Station in 90 Minuten die Erde umkreist. Aus rund 400 Metern Höhe studiert er hier Flussgebiete, Städte, Gebirge und Meere, erspäht das Saarland und kann im Februar auch die Lichtblitze des Kriegs bei Kiew sehen – und eine abgedunkelte Ukraine.
Maurer beim Funken mit Lebacher Schülern. Er hat den Termin fast verpennt, aber die erste Frage kann er leicht beantworten: „Unn?“ – „Gudd!“.Wir lesen, dass er nach Monaten im All schon wegen 500 Gramm Gewichtszunahme seine Nasch-Gewohnheiten hinterfragt. Dass es bei aller Ordnung in der ISS wie in einer WG zugeht, wo schon 1000 Gegenstände als verschollen gelten und man wichtige Utensilien in Gerümpelkammern zwischen Fäkaliensäcken suchen muss.
Um sich dann als nächstes Ziel den Raumspaziergang zu setzen – der fast an der Größe seiner Nase und der Enge des Metallrings am Hals des Raumanzugs gescheitert wäre – und dann fast zur persönlichen Niederlage wird: in dem Augenblick nämlich, als er sich beim Weltraumspaziergang „hilflos wie ein Insekt“ in den Sicherheitsleinen verheddert und der Abbruch droht.
In der Weltraum-WG tut man das, trotz ganz unterschiedlicher Charaktere. Maurer erzählt von gemeinsamen Essen der vier Astro- und zwei Kosmonauten und von ausgelassenen Partys , wo die Crew schwerelos in drei Dimensionen tanzt, bis selbst die Bodenkontrolle die Vibrationen meldet.
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