Lange nannte man Jewgeni Prigoschin nur „Putins Koch“. Doch inzwischen ist er vor allem als Warlord der Schattenarmee Wagner bekannt. Aber wer ist der Mann eigentlich?
In Russlands Straflagern ging der oft per Hubschrauber reisende Prigoschin ein und aus, um dort Verurteilte in den Krieg zu locken – mit dem Versprechen, sie bekämen nach Ende ihres Dienstes die Reststrafe erlassen. Prigoschin konnte eigenmächtig und ohne Rechtsgrundlage agieren. Der Kreml schaute zu.
Auch Russlands Justiz fürchtet seit langem den Einfluss des unantastbaren Putin-Vertrauten. Längst agiert Prigoschins Armee wie eine eigene Machtstruktur in Russland. „Ich kann sagen, dass die private Militärfirma ‚Wagner‘ heute eine der entscheidendsten Rollen in der Zone der militärischen Spezialoperation spielt“, teilte der Geschäftsmann im Nachrichtendienst Telegram mit.
Nach gängiger Definition kämpfen Söldner in der Regel nur befristet für denjenigen, der sie bezahlt –und das außerhalb von regulären Armeen. Nach dem Kriegsvölkerrecht gelten sie nicht als Kombattanten und haben daher zum Beispiel keinen Anspruch auf den Schutzstatus eines Kriegsgefangenen – anders als ausländische Freiwillige, die etwa in der ukrainischen Armee als reguläre Soldaten dienen.
„Er ist kein nationaler Anführer, sondern ein korruptes Individuum, das in der Lage ist, Terror und massive Menschenrechtsverletzungen in verschiedenen Teilen der Welt anzustiften“, erklärte die Jurorin Louise Shelley, eine US-Expertin für Finanzströme an der George Mason University. Prigoschin verkörpere die dunkelste Seite Russlands, heißt es in dem OCCRP-Bericht.