Der Politiker Wladimir Kara-Murza ist unter anderem wegen Staatsverrats angeklagt. Heute ergeht das Urteil. Der Staatsanwalt fordert 25 Jahre Haft.
BERLIN taz | „Ich habe mir nur eins vorzuwerfen: dass es mir in den Jahren meiner politischen Tätigkeit nicht gelungen ist, meine Landsleute sowie die Politiker demokratischer Länder von der Gefahr zu überzeugen, die das gegenwärtige Regime des Kremls für Russland und die Welt darstellt.
Kara-Murza, der in Cambridge ein Studium in Kunstgeschichte abschloss und neben der russischen auch die britische Staatsbürgerschaft hat, ging Anfang der Nullerjahre in die Politik. Von 2003 bis 2006 war er Berater des damaligen Duma-Abgeordneten und Putin-Kritikers Boris Nemzow, der am 27. Februar 2015 im Zentrum von Moskau erschossen wurde. Ab 2011 engagierte sich Kara-Murza in der Protestbewegung, die faire und freie Wahlen in Russland forderte.
Auf der Sanktionsliste Einer der Ersten, die auf der Sanktionsliste landeten, war der Richter Sergei Podoprigorow, der den Vorsitz im Gerichtsverfahren gegen Kara-Murza führt. Er soll sich 2017/18 persönlich an das US-Finanzministerium mit dem Ersuchen gewandt haben, ihn von der Liste zu löschen. Nach jeweils monatelangen Reha-Maßnahmen leidlich wiederhergestellt, machte Kara-Murza weiter. 2019 übernahm er den Posten des Vize-Vorsitzenden der Stiftung „Freies Russland“, die in Russland mittlerweile zu einer unerwünschten Organisation erklärt worden ist.
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