'Wir sind so hilflos': Hunderttausend demonstrieren in Israel gegen den Umbau der Justiz durch die Regierung. Die Demonstranten fürchten um die israelische Demokratie
Was sie wohl hören da drin, unter dem mächtigen Flachdach, in den heiligen Hallen der Demokratie? Hören sie den Lärm, spüren sie die Wut? Dort drüben in der Knesset, dem israelischen Parlament, haben sich am Montag die Abgeordneten des Rechtsausschusses zusammengefunden, um die seit Wochen umkämpfte Justizreform auf den legislativen Weg zu Bringen.
Aus dem ganzen Land haben sie sich am Montag auf den Weg gemacht. Sie kommen mit Bussen aus Beerschewa im Süden, mit dem Zug aus dem Zentrum um Tel Aviv oder mit einem Autokorso aus Kirjat Arba im hohen Norden. Auf bis zu 100.000 Menschen wird die Menge geschätzt."Aber für jeden von uns, der hier es, gibt es vier oder fünf, die auch kommen wollten, aber nicht konnten", sagt Schaul.
Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen, und so wird dieser Protesttag von einem Aufruf zum landesweiten Streik begleitet. Der mächtige Gewerkschaftsbund Histadrut ist zwar zurückgeschreckt vor einer politischen Konfrontation mit der Regierung. Aber viele jener Hightech-Firmen, die für Israels Wirtschaftswunder stehen, haben sich angeschlossen.
Am Tag danach war jedoch erst einmal weiter zu beobachten, wie da gerade zwei Züge aufeinander zu rasen. In der Knesset tagt der Rechtsausschuss unter großem Tumult."Schande, Schande" rufen die Abgeordneten der Opposition, bevor einige von ihnen von Ordnern aus dem Saal gezerrt werden. Am Ende gibt die Regierungsmehrheit den erste Teil der Justizreform frei zur Ersten Lesung im Parlament.
Draußen steht derweil Oppositionsführer Jair Lapid vor den Demonstranten und warnt vor einer"dunklen Diktatur". Die Wahl im November hat er verloren gegen das Bündnis um den Comeback-Premier. Nun ruft er:"Wir bleiben nicht still, wir sind nicht nur hier, um Steuern zu zahlen und unsere Kinder zur Armee zu schicken.
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