Im Interview von klimm_jonas spricht der deutsch-israelische Autor AhmadMansour über Erdoğan, die Gefahr einer islamistischen Unterwanderung Deutschlands und die ständige Angst vor Angriffen.
Warum sind gerade die vermeintlich linken Kreise, die sich die Emanzipation der Frauen und den Schutz sexueller Minderheiten auf die Fahnen geschrieben haben, derart anfällig für die Verharmlosung des politischen Islam?Weil sie wie alle Ideologien Dualismus betreiben, und in diesem Dualismus gibt es Gut und Böse. Böse sind Rechte und gut sind Minderheiten. Und die Muslime sind die Minderheit, deshalb muss man sie unterstützen.
Sie sind als Muslim in Israel geboren und haben vor einigen Jahren geschrieben, dass Sie als junger Mensch ebenfalls Islamist waren. Sie konnten sich von dieser Ideologie befreien, kamen nach Deutschland, haben Psychologie studiert und beschäftigen sich heute mit Extremismusprävention. Wie ist Ihnen die Loslösung vom Islamismus gelungen?Ich weiß nicht, woher ich die Kraft hatte, aber ich habe angefangen, zu hinterfragen.
Seit vielen Jahren beklagen Sie die Verharmlosung des linken sowie des muslimischen Antisemitismus in Deutschland. Gleichzeitig waren 2021 84 Prozent der antisemitischen Straftaten auf Menschen aus dem rechtsextremen Milieu zurückzuführen. Zeichnen Sie somit nicht ein Zerrbild, wenn Sie den muslimischen Antisemitismus hervorkehren?Ich habe noch nie in meinem Leben gesagt, dass der muslimische Antisemitismus der einzige ist, den wir in Deutschland haben.
Auf der"Revolutionären 1. Mai-Demonstration" brüllten Teilnehmer antisemitische Parolen durch Berlins Straßen.Welche Situation müsste hierzulande eintreten, dass Ihre eigene Arbeit überflüssig werden würde?Das ist mein Traum. Ein großer Schritt könnte gemacht werden, wenn wir Schule anders denken würden. Wenn wir Lehrerinnen und Lehrer anders ausbilden würden. Ich weiß, das ist weit weg von der Realität.
Sie stellen Ihrem Buch einen Dank an die Personenschützer des Landeskriminalamts Berlin voran, die Sie seit vielen Jahren überallhin begleiten. Die massiven Einschränkungen Ihres Privatlebens, die ständige Angst vor Angriffen, aber auch die verbalen Anfeindungen. War es das wert?Das ist eine Frage, die mich täglich beschäftigt. Ich weiß es nicht. Ich hatte mir mein Leben in Deutschland anders erträumt.
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